Die Sucht nach den Schmetterlingen

Wir alle wollen sie, wir jagen ihnen nach. Endlich einmal wieder so richtig verliebt sein. Mit vielen bunten Schmetterlingen im Bauch. Wir wollen uns wieder so richtig frei fühlen und unbeschwert, leicht und fröhlich, jugendlich. Jeden Moment genießen, voller Glück im siebten Himmel schweben. Alles um uns herum vergessen und einfach nur SEIN mit diesem perfekten Menschen, dem wir das Hochgefühl zu verdanken haben. Dieser scheinbar perfekte Mensch, den wir ab diesem Zeitpunkt zu unserem Seelenpartner machen, zu unserem Auserwählten, zu unserer zweiten Hälfte oder unserem Lieblingsmenschen. Wir setzen die rosarote Brille auf und plötzlich … sehen wir nur noch Herzchen. Und die Schmetterlinge verursachen so ein schönes Kribbeln im ganzen Körper. 

Wir sind blind vor Liebe und fühlen uns gut dabei, denn es ist ja ganz normal, jeder weiß das. Es gilt, jeden Moment zu genießen, denn irgendwann kehrt der Alltag ein und die Schmetterlinge sind auf und davon.

Lieber Mensch, verstehe doch, immer wenn Schmetterlinge im Spiel sind, dann ist auch Enttäuschung vorprogrammiert. Denn die Schmetterlinge sind immer genau dann da, wenn wir glauben, einen anderen Menschen gefunden zu haben, der uns nun so unglaublich glücklich machen wird. Warum eigentlich? Weil er so schöne Augen hat, so einen wunderbaren Humor, weil er weiß, wie sich ein Gentleman benimmt oder weil er sooo gut riecht. Weil er so eine gute Ergänzung darstellt, weil er für mich da ist, wenn es mir schlecht geht oder weil er mich liebt mit all meinen Ecken und Kanten. Doch in diesem Moment legen wir unser Glück und unser Wohlbefinden in die Hand eines anderen Menschen und machen uns damit abhängig. Wir erliegen der Illusion, dass wir Glück im Außen, also außerhalb von uns selbst finden können. Und tatsächlich steht das Glück ja nun scheinbar genau vor uns, zum Greifen nah in Form einer wunderschönen Frau oder eines wunderschönen Mannes. Einfach schnell zugreifen und dann ganz festhalten und nicht mehr loslassen. Es ist ähnlich wie mit dem Porsche, der plötzlich vor unserer Haustüre steht. Wir wissen, dass er uns nicht in der Tiefe glücklich macht, und doch wollen wir ihn. Wir wollen sie, die Schmetterlinge. Wir suchen immer wieder danach, um letztlich wieder und wieder zu erfahren, dass sie uns nicht glücklich machen. Und das wissen wir eigentlich schon längst.

Was steckt dahinter? Wonach sehnen wir uns in Wirklichkeit? Was ist die wirkliche Sehnsucht unseres Herzens? Warum lassen wir uns immer wieder auf diese Illusion ein, täuschen uns selbst, indem wir eine Brille aufsetzen, wohlwissend, dass wir sie eines Tages wieder absetzen müssen und eine Ent-täuschung stattfinden wird.

Wir glauben verliebt zu sein. Aber die Wahrheit ist, dass aus diesen Hochgefühlen auch genauso schnell ein tiefer Abgrund entstehen kann. Plötzlich meldet er sich nicht mehr. Eine wichtige Information wurde verschwiegen. Oder ein ungeahnter Charakterzug kommt zum Vorschein. Und dann stehen wir wieder auf dem Boden der Tatsache und was bleibt ist Schmerz. Tränen. Wut. Verzweiflung. Enttäuschung.

Und wo ist dann die Liebe? Ist sie von jetzt auf gleich verschwunden? Ist es so, dass die Liebe im Prinzip kommt und geht wie sie will und wir nichts dagegen tun können? Sind wir so machtlos?

Lieber Mensch, verstehe doch, die Liebe ist immer da. Doch wenn wir sie auf einen anderen Menschen projizieren, dann werden wir wieder und wieder auf die Nase fallen. Und zwar genau so lange, bis wir verstehen, dass es keinen anderen Menschen gibt, der uns glücklich machen kann.

Du willst unbedingt einen anderen Menschen lieben? Du willst endlich Liebe geben und ausdrücken?

Jeder Versuch, einen anderen Menschen außerhalb von uns selbst lieben zu WOLLEN ist vordergründig eine Ablenkung von den eigenen Gefühlen. Es ist eine Flucht vor den blinden Flecken, die wir nicht sehen wollen.

Liebst du dich schon selbst, oder willst du immer noch jemand anderes lieben?

Wenn wir uns als erstes wahrhaftig selbst lieben, dann wird uns eines Tages, aber nur vielleicht, ein passender Partner begegnen. Nach den großen und aufgeregten Schmetterlingen suchen wir an diesem Tag vergebens. Es werden auch keine Posaunen spielen. Stattdessen werden wir ruhig sein innerlich, besonnen und wach. Wir werden den tiefen Frieden in uns spüren und eine innere Freude und die Gewissheit, mit dem richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

An die Männer ...

Zu mir.